ETB VERSPIELT SIEG IM SPITZENSPIEL
Elsfleth So etwas darf einer Top-Mannschaft normalerweise nicht passieren: Die Verbandsliga-Handballer des Elsflether TB verspielten am Samstag im absoluten Spitzenspiel zu Hause gegen den Zweiten HSG Schwanewede/Neuenkirchen in den letzten 74 Sekunden eine Drei-Tore-Führung und mussten sich mit einem 22:22 (10:12)-Unentschieden zufrieden geben. Der ETB bleibt zwar mit zwei Punkten Vorsprung Tabellenführer. Er verpasste allerdings die große Chance, sich weiter von der Konkurrenz abzusetzen.
Riesige Freude
Als Torhüter Marcel Völkers nach 58:12 Minuten beim Stand von 22:19 einen Siebenmeter parierte, war die Freude beim Elsflether Anhang riesig. Die ebenfalls in großer Schar angereisten Gästefans ließen die Köpfe hängen und verstummten kurzzeitig, nachdem sie zuvor mächtig Alarm gemacht hatten. Die Partie schien entschieden.
Die Schwaneweder klammerten sich am letzten Strohhalm und stellten auf eine offene Manndeckung um. Aber was sollte denn noch groß passieren?
Im folgenden Angriff beging Bela Rußler ein Stürmerfoul. Aber geschenkt. Der Vorsprung war ja noch hoch genug. Im Gegenzug verkürzte HSG-Rechtsaußen Tim Paltinat (58:46).
Wieder in Ballbesitz angelangt beging Christopher Santen das nächste Stürmerfoul. Wieder Gegenzug, wieder ein Gegentor von Außen – diesmal von links (59:12).
Nun wollte der Spitzenreiter aber endgültig alles klar machen. Er spielte Santen frei, der allerdings völlig unbedrängt am Schwaneweder Keeper Rene Steffens scheiterte. Und drei Sekunden vor dem Ende dann der Schock – Siebenmeter für die Gäste, nachdem ihr Kreisläufer Fabian Hartwich regelwidrig am Fangen eines Bodenpasses gehindert wurde.
Beim ETB ruhten alle Hoffnungen auf Torhüter Marcel Völkers, nachdem er ja zwei Minuten zuvor bereits einen Strafwurf abgewehrt hatte. Aber diesmal war er chancenlos. Karlo Oroz traf zum 22:22. Schlagartig hatte sich der Geräuschpegel auf der Zuschauertribüne auf die Gegenseite verlagert. Die Schwaneweder feierten den späten Ausgleich wie einen Auswärtssieg, während beim Elsflether Anhang Ungläubigkeit in den Gesichtern geschrieben stand.
Große Moral
Dabei hatte der ETB zuvor große Moral bewiesen. Nach miesem Start und einfallslosem Angriffsspiel lag er früh mit vier Toren hinten. Erst am Ende der ersten Halbzeit war er wieder auf zwei Treffer dran. Nach dem Seitenwechsel ging die Aufholjagd weiter. Tizian von Lien erzielte beim 13:13 den ersten Ausgleich, Martin Wille sorgte beim 15:14 für die erste Führung. Und als Christopher Santen zum 22:19 traf, war die Messe eigentlich gelesen. Doch es folgten die letzten folgenschweren 74 Sekunden.
„Natürlich war das ärgerlich. Wir haben einfach zu viele glasklare Chancen liegen gelassen. Wenn wir die besser genutzt hätten, wäre das Spiel schon früher entschieden gewesen“, sagte ETB-Trainer Ulrich Adami. Trotz des Unentschiedens gab es aber doch viele Gewinner – die Zuschauer. Sie sahen eine Partie auf Oberliga-Niveau, die an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war.
ETB: Völkers, Danielzik, Klostermann – Santen (5), Rußler (5/2), von Lien (4/2), Doormann (2), Bolte (2), Oberegger (2), Wille (1), Zindler (1), van Dreumel, Pape, Pille.
Spielstationen: 1:5 (11.), 5:9 (19.), 10:12 (30.), 13:13 (35.), 16:18 (45.), 21:18 (58.), 22:22 (60.).